Aller Anfang ist leicht: Ein Funksystem für die Haussteuerung kann jeder selbst installieren. Doch welche Smarthome Nachrüst-Lösung ist die Richtige? Welche hält auch wachsenden Ansprüchen stand? Smartlive hilft bei der Auswahl.

Startpakete für ein smartes Zuhause gibt es bereits ab etwa 200 Euro. Enthalten sind darin die Funkzentrale und ein paar Geräte: Sensoren, Zwischenstecker oder Heizkörperregler. Die Grundausstattung lässt sich nach Bedarf erweitern. Was Heimvernetzern oft erst später auffällt: Mit dem Kauf der Zentrale legen sie sich auf ein System fest. Es entscheidet über Bedienkomfort und Funktionsumfang –  vor allem aber darüber, wie ausbaufähig die Installation ist. Hinzu kommen deutliche Preisunterschiede. Wer später keine Überraschungen erleben will, informiert sich besser vorher, was die einzelnen Systeme können. Wir vergleichen zehn populäre Nachrüst-Lösungen für Selbermacher und stellen ihren Funktionsumfang in ­einer Übersichtstabelle dar.

Bosch Smart Home
Bosch Smart Home: Aus einem Guss.

1. Bosch Smart Home

Hausgeräte, Heizungsanlagen, Energiemanagement: Der Bosch-Konzern bietet viele Produkte an. Bosch Smart Home bringt viele davon zusammen. Hinzu kommen Nachrüst-Komponenten für Heizkörper, Licht und Sicherheit, die ein eigenes Funkprotokoll verwenden. Deshalb lässt sich die Zentrale auch nicht mit Geräten anderer Hersteller erweitern. Philips Hue und Amazon Alexa für die Sprachsteuerung bilden die Ausnahme. Vorteil der Abschottung: Bosch kontrolliert alle Bereiche vom Sensor bis zum Fernzugriff übers Internet. Das merkt man: Bedienung und Konfiguration wirken wie aus einem Guss. Die App nimmt Nutzer bei der Hand und erklärt jeden Schritt so deutlich, dass auch Laien ihn verstehen. Es gibt Systeme, die weniger kosten oder einen größeren Funktionsumfang bieten, aber keines ist dabei so selbsterklärend.

2. BrematicPro

BrematicPro kommt von Brennenstuhl, dem Hersteller von Steckerleisten und Funksteckdosen. Auch der Schwerpunkt des Systems liegt auf dem Schalten. Alarmfunktionen für Türen und Fenster, Bewegung, Rauch und Wasser erweitern die Funktionen. Die Komponenten sind günstig. Außerdem lassen sich Brennenstuhl-Produkte mit 433-Megahertz-Funk steuern, darunter Steckdosen und ein Heiz­körperthermostat. Da die 433-MHz-Technik keinen Rückkanal bietet, erscheint der Betriebszustand solcher Geräte allerdings nicht in der App von BrematicPro.

BrematicPro: Gut und günstig.
BrematicPro: Gut und günstig.

3. Coqon

Die Smarthome-Zentrale von Coqon ist in zwei Versionen erhältlich: Als Qbox Basic (400 Euro) kann sie jeder kaufen und Produkte aus dem Coqon-Sortiment daran anmelden, die keine Erfahrung als Elektriker verlangen. Für Unterputz-Module oder etwa die Fußbodenheizung ist eine Qbox Professional nötig. (600 Euro). Sie gibt es nur vom Installateur. Wer nachträglich aufrüsten will, kann die Profi-Funktionen gegen Gebühr auf der Basisversion freischalten lassen. Weitere Besonderheit: Dank UMTS-Modul ist die Zentrale auch dann erreichbar, wenn zu Hause das Internet ausfällt. Das Coqon-System verwendet im Smarthome ein eigenes Funkprotokoll namens Q-Wave und zusätzlich den Z-Wave-Standard. Künftig sollen noch Zigbee und Blueotooth 5.0 hinzukommen. Dafür plant Coqon eine Neuauflage der Zentrale. Die Qbox 2 soll in einigen Monaten auf den Markt kommen, das aktuelle Modell ist nahezu ausverkauft. Unverändert bleiben laut Hersteller die aufgeräumte Bedienoberfläche und die Integration netzwerkfähiger Produkte via Internet über einen eigenen IFTTT-Service.

Coqon: Leistung nach Bedarf.
Coqon: Leistung nach Bedarf.

4. Devolo Home Control

Devolo Home Control nutzt eine hauseigene Spezialität: Devolo bietet Powerline-Produkte für die Datenübertragung im Stromnetz an. Die Home Control-Zentrale ist ebenfalls ein Powerline-Adapter und muss deshalb nicht in der Nähe des Routers installiert werden, sondern kommuniziert übers 230-Volt-Netz mit Apps und dem Internet. Kontakt zu Sensoren und Aktoren hält die Zentrale per Funk im Z-Wave-Standard. Devolo bietet ein breites Sortiment eigener Komponenten an, die besonders leicht zu integrieren sind. Über die App und Bedienober-fläche im Browser lassen sich aber auch Produkte anderer Hersteller hinzufügen. Vorlagen gibt es keine. Dank klarer, farbcodierter ­Menüs gelingt es Einsteigern trotzdem schnell, eigene Regeln zu erstellen.

Devolo Home Control: Powerline-Zentrale.
Devolo Home Control: Powerline-Zentrale.

5. Eve Home

Eve Home verwendet die Homekit-Schnittstelle von Apple. Das heißt: Um Abläufe im Haus zu automatisieren oder Geräte von unterwegs aus zu steuern, ist ein Apple-TV, HomePod oder stationäres iPad als Zentrale nötig. Darüber lassen sich die Blue­tooth-Produkte von Eve auch problemlos mit anderen Homekit-Geräten kombinieren. Die Auswahl ist überschaubar, deckt aber alle wichtigen Bereiche wie Licht, Heizung, Überwachung und sogar die Gartenbewässerung ab. Bedienung und Einrichtung laufen zentral über die Eve-App oder jedes andere Homekit-fähige iOS-Programm.

Eve Home: Auf Apple abgestimmt.
Eve Home: Auf Apple abgestimmt.

6. Fibaro Home Center Lite

Fibaro Home Center Lite heißt der kleine Bruder des Fibaro Home Center 2. Beide arbeiten mit denselben Fibaro-Komponenten zusammen und akzeptieren zahllose Z-Wave-Produkte anderer Hersteller. IP-Geräte im Netzwerk lassen sich über Plug-ins hinzufügen. Menü und App sind gleich. Im Funktions­umfang hat Fibaro allerdings abgespeckt. So erlaubt die Lite-Version für 230 Euro höchstens fünf Plug-Ins und kann kann keine Gegensprechanlagen mit Voice-over-IP integrieren. Außerdem fehlt die Scriptsprache Lua zum Programmieren eigener Module. Für viele Anwendungen reicht das aus. Wer sein Haus voll automatisieren möchte, sollte aber gleich ein Home Center 2 (450 Euro) in Erwägung ziehen.

Fibaro Home Center Lite: Light-Version für Einsteiger.
Fibaro Home Center Lite: Light-Version für Einsteiger.

7. Homematic IP

Der Hersteller EQ-3 hat laut eigener Aussage bereits mehr als 30 Millionen Funk­lösungen für das Smarthome verkauft. Seine Technik steckt in Produkten vieler Anbieter – und in Homematic IP. Die einsteigerfreundliche Variante des Homematic-Systems deckt mittlerweile fast jedes Einsatzgebiet ab. Grundlegende Aufgaben wie der Einsatz als Alarmanlage oder die Heizungssteuerung sind in der App schon vorbereitet. Durch Zuweisen einer Funktion wie Licht oder Sicherheit während der Einrichtung wissen die Geräte selbst, was zu tun ist. Zusätzlich gibt es eine klassische Automatisierung mit Regeln nach dem Wenn-dann-Prinzip. Sollte der Funktionsumfang irgendwann nicht mehr ausreichen, lassen sich die Homematic-IP-Komponenten auch an der Profi-Zentrale CCU 3 oder in einem verkabelten System betreiben – dann allerdings mit deutlich mehr Programmieraufwand.

Homematic IP: Heimlicher Marktführer.
Homematic IP: Heimlicher Marktführer.

8. Innogy Smarthome

Innogy Smarthome zählt zu den Pionieren unter den Smarthome-Funksystemen. 2011 als RWE Smarthome gestartet, bekam das System 2016 seinen neuen Namen und die heutige App. Anfang 2019 war die Zentrale dran: Die jetzige, zweite Generation bietet mehr Rechenleistung und funkt neben dem eigenen Standard CosIP auch per Bluetooth. So lassen sich zusätzlich Produkte von Medion anmelden. Im Sommer kommt der Homematic IP Funkstandard hinzu. Einrichtungsassistenten in der App und vorbereitete Szenarien machen Innogy Smarthome sehr einsteigerfreundlich. Fortgeschrittene haben mit Wenn-Dann-Regeln aber auch fast alle Automatisierungs-Möglichkeiten.

Innogy Smarthome: Die nächste Generation.
Innogy Smarthome: Die nächste Generation.

9. Radermacher Homepilot

Mit einer großen Auswahl an Rollladen-Motoren, Markisensteuerungen und Garagentorantrieben ist der Rademacher Homepilot erste Wahl, wenn es um funkgesteuertes Öffnen und Schließen geht. Viele dieser Anwendungen installiert der Fachbetrieb. Rollladenbauer etwa sind häufig auch Homepilot-Experten. Es gibt aber auch Heizkörperthermostate, Zwischenstecker, Kameras & Co. zur Selbstmontage. Alle Komponenten verwenden das eigene Funkprotokoll Duofern. Geräte anderer Hersteller sind nicht vorgesehen. Vorteil: Angemeldete Geräte funktionieren sicher. Einstellungen werden im Browser am PC vorgenommen. Die aufgeräume App ist nur zur Bedienung da. Für die Automatisierung verwendet Rademacher keine klassischen Wenn-dann-Regeln, sondern eigene Gerätemenüs. Das verlangt etwas Einarbeitung. Wer’s gewöhnt ist, kommt damit aber gut klar.

Rademacher Homepilot: Autopilot fürs Haus.
Rademacher Homepilot: Autopilot fürs Haus.

10. Homee

Homee funktioniert anders als die Smarthome-Systeme auf den vorigen Seiten. Der Hersteller Codeatelier bietet selbst keine Sensoren, Zwischenstecker oder Regler an. Er bindet stattdessen Produkte anderer Unternehmen ein. Welche das sind, steht auf der Webseite https://hom.ee im Internet. Zweiter Unterschied: Die Homee-Zentrale ist modular. Der graue Basis-Würfel (130 Euro) lässt sich mit bunten Modulen für die Funkstandards Z-Wave, Zigbee und Enocean (je 100  Euro) erweitern. IP-Geräte wie eine Hue-Bridge oder die Netatmo-Wetterstation finden über das Heimnetzwerk Anschluss. Die Erweiterung des Produktkatalogs geht teilweise etwas schleppend voran. Dafür ist das System einfach zu bedienen und die Programmierung von Regeln – sie heißen hier Homeegramme – geht flott von der Hand.

Homee: Außer Konkurrenz.
Homee: Außer Konkurrenz.

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