iHaus my nido

Das Smarthome-System „iHaus“ – oder die Geschichte vom Systemintegrator, der des individuellen Programmierens müde war und deshalb  einen eigenen Server erfand. Heraus kam ein neues, ziemlich intelligentes Smarthome-System.

Ein professionelles Smarthome entsteht meist, indem ein Systemintegrator alle starbaren Geräte im Haus wie Leuchten, elektrische Rollos, Heizungskreise und so weiter plant und dann das System aufbaut, etwa auf Basis der KNX-Bustechnik. Automatisierungen werden in einer Smarthome-Zentrale wie etwa dem Gira Homeserver oder dem Jung Smart Visu Server programmiert, die Steuerung von Funktionen in einzelnen Räumen oder von Szenen für das ganze Haus erfolgt über eine Visualisierung, etwa auf einem Wand-Touchscreen oder in der zugehörigen Smartphone-App. Auch Taster in den verschiedenen Zimmern werden im Heimserver mit den zugehörigen Szenen verknüpft – etwa für verschiedene Lichtstimmungen, die sich auf Knopfdruck im Wohnzimmer ein- und umschalten lassen.

All das wird programmiert und bleibt so, bis der Kunde bei seinem Systemintegrator eine Änderung beauftragt. Zugriff in die Konfiguration oder Programmierung hat in den klassischen Servern meist nur der zuständige Fachbetrieb. Ganz schön sicher, im Zweifel aber auch ganz schön unflexibel, wenn man beispielsweise eigene vernetzte Geräte in ein solches System integrieren möchte – etwa eine zusätzliche Stehlampe, eine Sonos Multiroom-Anlage oder auch eine vernetzte Wetterstation.

Aus dem Bedarf für vernetzte Geräte wurde ein neues Produkt

Mit solchen Fragen sahen sich die Systemintegratoren der Claus Heinemann Elektroanlagen GmbH in Unterföhring in den letzten Jahren immer häufiger konfrontiert. Immer mehr Geräte und Systeme lassen sich zu Hause ins Heimnetzwerk integrieren. Produkte, die wir unter dem Oberbegriff „Internet of Things“ kennen – Online-Dinge eben. Die lassen sich als einzelne Geräte ganz einfach per  „Plug and Play“ in Betrieb nehmen. Server in professionellen Smarthome-Systemen wie KNX-Businstallationen können mit diesen Internet-Dingen in der Regel aber kaum etwas anfangen und selbst wenn die Hersteller dazu bereits sind, dann dauert die Entwicklung häufig Jahre lang. 

IP-GATEWAYS

Während viele Smarthome-Systeme innerhalb ihrer eigenen Welt über spezielle Funk- oder Bus-Standards kommunizieren, entwickelt sich das IP-Heimnetzwerk immer mehr zu einer gemeinsamen Plattform, auf der sich alle Geräte im „Internet of Things“ treffen. IP steht für „Internet Protocol“ und beschreibt die universelle Adressierung aller Geräte in einem solchen Datennetzwerk. Hier einige Beispiele:

Philips Hue

Die smarten LED Leuchten sind über den Zigbee-Funkstandard mit ihrer Basisstation, der Hue Bridge verbunden. Diese hängt per LAN-Kabel im Heimnetzwerk.

Sonos

Die Multiroom-Musiksysteme von Sonos übertragen Musik und Steuerungsinformationen direkt über ein WLAN-Netzwerk. Das kann das selbe sein wie das normale Heimnetz oder ein eigenes WLAN-Funknetz, das aber an einer zentralen Stelle ebenfalls mit dem Intenretrouter im Haus und damit mit dem übrigen Datennetzwerk verbunden ist.

Netatmo Wetterstationen

Die Netatmo-Wetterstation hat eine Zentrale, die direkt per WLAN mit dem Heimnetzwerk verbunden ist. Weitere Innen- und Außenstationen wie etwa Raumsensoren, Wind- und Regennasser sind über ein spezielles Funkprotokoll mit der zentralen Wetterstation verbunden.

Tado  

Bei Tado hängt ein zentrales Gateway Direkt am DSL-/WLAN-Router im Heimnetzwerk. Die einzelnen Raum- und Heizkörperthermostate sind per Funk über ein eigenes Datenprotokoll mit diesem Gateway verbunden.  

KNX oder Enocean-Systeme

In den klassischen Heimsteuerung-Systeme mit Kabel- oder Funk-Bus klappt die Bedienung aller Funktionen auch ohne einen Server im Heimnetzwerk. Alle Funktionen und Verbraucher lassen sich unmittelbar bestimmten Tastern oder Sensoren zuordnen, so dass zum Beispiel ein bestimmter Bewegungsmelder eine bestimmte Leuchte einschaltet. Will man ein solches System aber über das Internet von außerhalb fernsteuern, dann ist ein Übersetzer ins IP-Netwzerk notwendig. Dies kann ein eigener Heimserver innerhalb des jeweiligen Systems sein oder aber ein Gateway, das eine Steuerung von einem System wie iHaus aus im IP-Netzwerk möglich macht.

Passende Produkte

iHaus – die Heimserver-App im Tablet-PC

Aus der Not machten die Experten der Claus Heinemann GmbH eine Tugend und erfanden schlicht einen neuen, universell vernetzten Smarthome-Server namens iHaus. Das Besondere: Der Server benötigt keine spezielle Hardware, er besteht aus einer App, die auf jedem handelsüblichen, halbwegs leistungsfähigen Smartphone oder Tablet mit Android- oder iOS-Betriebssystem läuft. Das Gerät wird speziell für diese Aufgabe eingesetzt. Das bedeutet, es ist zu Hause fest installiert, mit der Stromversorgung verbunden, und die App läuft im Vordergrund im Servermodus. Laut iHaus-Produktmanager Daniel Zauner nutzen die meisten Kunden iHaus auf einem Tablet. “Das iPad oder Android-Tablet ist meist in einer Wandhalterung montiert und dient so auch gleich als Medienzentrale”, erklärt der iHaus-Fachmann. 

Ein fest montiertes iPad oder Android-Tablet übernimmt die Aufgabe des iHaus-Servers und der Medienzentrale im smarten Heim. Foto: iHaus/mynido.
Ein fest montiertes iPad oder Android-Tablet übernimmt die Aufgabe des iHaus-Servers und der Medienzentrale im smarten Heim. Foto: iHaus/mynido. 

Die iHaus-Zentrale im Tablet ist natürlich per WLAN mit dem Heimnetzwerk verbunden und verständigt sich so auch auch mit allen denkbaren Systemen und vernetzten Gerätschaften im Haus.

KNX und noch viel mehr – was iHaus alles steuert

Als Kernfunktion für professionelle Systemintegratoren bietet die iHaus-App eine Steuerung der wichtigsten Heimsteuerungs-Funktionen von KNX-Bussystemen. Aus diesen Systemen übernimmt die iHaus-App automatisch alle Funktionen für Licht Rollläden und die Heizungssteuerung.  In der Praxis geht das so: Der Elektriker oder Syetmintegrator installiert das KNX-Bussystem mit allen Aktoren, Sensoren und Funktionen und programmiert diese mit ihren jeweiligen KNX-Funktionen. Über einen Netzwerkadapter – in diesem Fall ein spezielles KNX-IP-Gateway von Jung – übernimmt die iHaus-App diese Konfiguration weit gehend automatisch und legt so alle Leuchten, Rollläden und Heizungskreise in ihrer eigenen Steuerungslogik an.

KNX Taster fpr iHaus Steuerung
Funktionen von KNX-Tastern lassen sich in die iHaus-Steuerung einbinden, etwa um Lichtszenen von KNX-Leuchten und anderen smarten Lichtquellen gemeinsam per Knopfdruck aufzurufen. Foto: iHaus 

Philips Hue, Sonos & Co. verbinden sich mit KNX-Funktionen

Die erwähnten Selbstmach-Produkte aus dem Internet of Things lassen sich auf ähnliche Weise in die eigenen iHaus-konfiguration einbauen und mit den KNX-Komponenten gemeinsam steuern. Zu diesen Geräten zählen derzeit etwa Philips Hue und Osram Lightify Leuchten, Sonos Multiroom-Anlagen, vernetzte Smarthome-Produkte von Nest und Belkin Wemo sowie Netatmo Wetterstationen. Daneben beintet iHaus selbst einen vernetzten Rauchmelder an, der sich ebenfalls direkt in die iHaus-App integrieren lässt.

Demnächst bindet die Server-App auch alle Geräte ein, die sich unter dem Dach von Apple Homekit gemeinsam steuern lassen, also etwa Elgato Eve-Zwischenstecker, -Heizkörperthermostate oder Raumluft-Sensoren sowie die Heizungssteuerung von Tado, sobald diese vollends für Homekit zertifiziert ist. Die betreffenden Geräte müssendann nicht mehr selbst ins Homekit-System eingebunden und etwa mit einem Apple TV verbunden sein. iHaus übernimmt deren Konfiguration aus der Apple Home App und überträgt diese in die eigene Steuerungslogik, wie iHaus-Experte Daniel Zauner erklärt. 

iHaus Homekit
iHaus kann neuerdings auch Homekit-Komponenten in die eigenen Steuerungslogik übernehmen. Diese lassen sich dann ganz unabhängig vom Apple-System über die iHaus-App ansteuern. Grafik: iHaus

Steuerung per Linkit, Sum-It und Trigger

So landen alle denkbaren und kompatiblen Produkte in einer gemeinsamen Steuerungsoberfläche. Die Verbindung stellen so genannte „Linkits“ her, die eben für alle kompatiblen Systeme in der App hinterlegt sind. “Wir werden in den nächsten Wochen noch eine ganze Reihe weiterer Produkte integrieren, da können unsere Kunden gespannt sein“ verspricht Daniel Zauner. Sind die Geräte erst einmal erfasst, dann lassen sich gemeinsame Funktionen in so genannten “Sum-Its“ verknüpfen. Hier lassen sich etwa per KNX kontrollierte  Lichtquellen gemeinsam mit Philips Hue LED-Leuchten im selben Zimmer ansteuern.

„Trigger“ schließlich sind Auslöser für Schalt- oder Regelvorgänge. So kann etwa ein vernetzter Rauchmelder im Alarmfall eine bestimmte Audiodatei über die Sonos-Anlage abspielen oder eben ein Tastendruck einbestimmte Lichtszene in einem Raum oder im gesamten Haus starten. Diese Funktionen lassen sich über alle Systeme hinweg gemeinsam einrichten.

iHaus hört aufs Wort – beziehungsweise auf Alexa

Das fehlte noch: Die iHaus-App geht mit der Zeit und bietet mittlerweile einen „Skill“ für die Amazon-Sprachsteueurng Alexa in den schlauen Streaming-Lautsprechern Echo und Echo Dot an. So sollen sich alle Funktionen in allen Räumen auch auf Zuruf starten lassen. Wer nicht gerne das Licht ein- und ausruft, der kann aber einfach auch weiterhin die Taster und Sensoren der eingebundenen Smarthome-Systeme nutzen.

Was kostet iHaus?

Für Einsteiger ist die Nutzung des iHaus-Servers kostenlos. Die Server-App wie auch mögliche weitere Apps-Installationen für die Fernsteuerung auf separaten Smartphones sind in den Appstore von Apple und Google frei zu haben.

Wer sein KNX-Smarthome in das System einbinden will, der wird allerdings zur Kasse gebeten: knapp 500 Euro kostet das „Linkit“ für die KNX-Integration. Dieser Preis und das Geschäftsmodell dazu kommen zustande, da die ohnehin recht teure KNX-Installation meist im Rahmen eines Gesamt-Projekts vom Elektro-Profi vorgenommen wird und dann auch komplett mit dem Linkit abgerechnet werden kann. Alternativ zu iHaus wäre ein anderer Smarthome-Server notwendig, der in der Regel deutlich teurer ist und meist weniger Integrationsmöglichkeiten bietet – zum Beispiel der Gira X1 für 800 Euro oder der Jung Smart Visu Server zum ähnlichen Preis. Bei iHaus muss man allerdings das Tablet noch dazu rechnen. Außerdem kommt zum Preis für das KNX-Linkit der Aufwand des Systemintegrators, der die KNX-Komponenten und -Funktionen in der Regel in der iHaus-App einrichten dürfte.

Alle weiteren kompatiblen Systeme lassen sich bislang kostenlos nutzen. Das bedeutet auch, dass Nutzer, die bereits Sonos, Philips Hue, Netatmo & Co. nutzen, sich ohne weitere Gebühren ein Bild von den Funktionen der iHaus-App machen können. 

Auf die Frage, womit die eigens für dieses System gegründete iHaus AG derzeit überwiegend ihr Geld verdient, sagt denn auch Daniel Zauner: Mit Systemintegration. Die Macher des Systems dürften derzeit selbst ihre wichtigsten Kunden sein: In Projekten mit KNX-Installation setzen sie statt anderer Server mittlerweile eben ihr eigenes Produkt iHaus ein – etwa im Neubauprojekt „My Nido“ der Münchner Wohnbaugesellschaft Isaria, wo das iHaus-System jeweils zusammen mit einer KNX-Businstallation in einer ganzen Siedlung aus Einfamilienhäusern eingebaut wurde. 

Fazit

Spannendes Konzept, innovative Umsetzung: iHaus setzt auf die Standard-Hardware eines iPad oder Android Tablets und weicht mit seinen Linkits die Grenzen zwischen klassischer KNX-Technik einerseits und den vernetzten Gadgets unserer Zeit wie Sonos, Philips Hue, Netatmo, Amazon Alexa oder Homekit andererseits auf. Damit kommt der Entwickler einem Wunsch vieler Kunden nach einem flexiblen, selbstbestimmten Smarthome nach. Übrigens: Die iHaus-App ist hier für Android-Geräte und hier für iOS-Geräte zu haben. 

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